Frisch in erster Auflage erschienen ist ein neuer Kreta-Reiseführer aus dem Verlag „GRÄFE UND UNZER“, der allerdings mit ADAC-Branding und in leuchtend Gelb daher kommt, als Verfasser sind Klio Verigou und Cornelia Hübler angegeben, offiziell heißt er „ADAC-Reiseführer plus Kreta„.
Der Reiseführer wirkt erst einmal ziemlich üppig, schnell stellt sich jedoch heraus, dass sich hinter dem massiven Papp-Einband jeweils einzeln eine Kreta-Karte sowie der eigentliche Reiseführer verbergen, der somit wesentlich schlanker ausfällt als auf den ersten Blick.
Der Reiseführer startet mit einen großen allgemeinen Teil, der sich um alle möglichen Themen von Essen über Handarbeit bis hin zu Geschichte und Traditionen dreht. Ebenfalls wird dort eine Autotour „ADAC Traumstraße“ präsentiert, die dem Reisenden möglichst viel von Kreta nahebringen soll.
Weiter geht es dann mit einem geographischen Teil, in dem Kreta von West nach Ost abgearbeitet wird, was meiner Meinung nach schon mal wesentlich besser ist als die rein alphabetische Sortierung mancher anderer Reiseführer. Leider werden aber viele kleinere Orte aufgrund des geringen Umfangs komplett ausgelassen. Ich gucke mir ja immer speziell die Bucht von Messara rund um Kalamaki, Kamilari, Pitsidia und Matala an, um Reiseführer inhaltlich vergleichen zu können. Von den genannten Orten taucht im Werk tatsächlich nur Matala auf, auf knapp einer einzigen Seite, inklusive Umgebung. Auch Agia Galini ist dem Reiseführer nur in einem Nebensatz als Startort des Dädalus in der Mythologie Kretas bekannt.
Ein kleiner Service-Teil mit reisepraktischen Informationen, „Kreta von A-Z“, einem Festivalguide und dem wohl obligatorischen aber wie fast immer eher unbrauchbaren Sprachführer schließt den Reiseführer dann ab.
Als weiteres „Highlight“ liegt dem Reiseführer eine Maxi-Faltkarte im Maßstab 1:200.000 bei. Und die ist eine echte Katastrophe. Das fängt damit an, dass z.B. Schotterpisten, die ja jeder Tourist mit dem Mietwagen meiden muss (laut Mietvertrag), auf der Karte in keinster Weise zu erkennen sind. Beispiel mittlerer Süden: Die Straße von Sivas über Listaros nach Kali Limenes und dann weiter nach Lentas ist einheitlich als Nebenstraße ausgewiesen, obwohl sie speziell von Kali Limenes nach Lentas eine teils für Kleinwagen fast unbefahrbare Schotterpiste ist.
Aber die Karte ist nicht nur bzgl. der Straßen-Kategorien ungenau, auch die Straßenführung hat mit der Realität kaum etwas zu tun. Wieder ein Beispiel aus der Gegend: Es ist eine Straße von Listaros-Ortskern nach Pigaidakia ausgewiesen, die es in der Form definitiv nicht gibt, kurz vor Odigitrias gibt es einen üblen Schotterweg, der dort hin führt und der soll wohl damit angedeutet werden.
Und solche Fehler finden sich auf einen Blick in einem Kartenausschnitt von vielleicht 5x10cm gleich mehrfach, speziell für einen Reiseführer und eine Karte, bei dem ein Automobilclub wie der ADAC seinen Namen verkauft hat, finde ich eine solche Leistung absolut katastrophal.
Fazit: Für den ersten Einstieg auf Kreta und zum Abklappern der größten Sehenswürdigkeiten reicht der Reiseführer aus, auf die Karte sollte man sich allerdings keinesfalls verlassen. Meiner Meinung nach gibt es aber etliche bessere Reiseführer und insbesondere bessere Karten. Mein Exemplar werde ich bei Gelegenheit hier verlosen, vielleicht wird jemand anderes damit ja glücklicher.
- Verigou, Klio (Author)
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